Homeschooling ist eine Möglichkeit zur ganzheitlichen Begabungsförderung. Eltern wählen individuell geeignete Themen, Methoden und den Zeitbedarf aus.
Innovative Produkte wie ein Smartphone und kompetente Dienstleistungen beim Arzt oder Anwalt wünscht sich jeder. Bis exzellente Leistungen sichtbar werden, vergehen jedoch viele Jahre. Junge Talente brauchen eine ganzheitliche und individuelle Begabungsförderung, damit sich ihre Begabungen entfalten können.
- Thomas Edison erfand die Glühlampe und meldete über 1000 Patente an.
- George Washington wurde der erste Präsident der USA.
- Albert Einstein entwickelte die Relativitätstheorie.
- Wolfgang Amadeus Mozart komponierte Opern.
- Agatha Christie schrieb Kriminalromane.
- Marie Curie entdeckte gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre Curie das Radium.
Was machte aus diesen Talenten erfolgreiche Genies? Wie verbrachten sie ihre Kindheit? Wer erkannte ihre Fähigkeiten? Wer förderte sie? Eltern? Lehrer? Unternehmer? Früher war die Welt noch in Ordnung. Kinder wurden geboren und lernten im Schutz der Familie alles, was sie für ihr späteres Leben brauchen. Dann kam Luther und forderte, Schulen zu bauen.
Lehrer sollen Kinder zum Lernen motivieren, spannenden Unterricht machen, jedes Kind entsprechend seinen Fähigkeiten individuell fördern, mit den Eltern zusammen arbeiten, dann den Unterricht evaluieren. Schließlich sollen sie sich weiterbilden, um optimal auf Legastheniker und Autisten gleichermaßen einzugehen. Und natürlich wird eine ganzheitliche Begabungsförderung für die Hochbegabten erwartet. Je nach politischem Wind müssen sie ihre Energie in Inklusion oder in Spezialschulen mit besonderem Profil stecken.
Doch was leistet unser Schulsystem? Schulabbrecher, Analphabeten, Ausbildungsunfähige. Die Kinder erleben in den Schulen Mobbing, Leistungsdruck, Perspektivlosigkeit. Eltern suchen eine individuelle Lösung für das Dilemma. Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind gleich auf eine Privatschule. Oder organisiert Nachhilfeunterricht. Die meisten Eltern haben ihren Kindern sogar schon selbst Nachhilfe erteilt. Schulabbrecher landen in Projekten, bei denen sie im Fernunterricht lernen. Hochbegabte landen auch in der Psychiatrie, wenn sie als Klassenclown gegen die Langeweile im Unterricht aufbegehren. Von Begabungsförderung keine Spur.
Schauen wir auf die Biografien der Nobelpreisträger, Erfinder, Entdecker, Forscher, Künstler, Weltmeister und Reformer. Von einer traumatischen Schulzeit bis zu einer liebevollen Privatschule ist alles vertreten. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch. Überdurchschnittlich viele erfolgreiche Genies erhielten irgendwann in ihrer Jugend Hausunterricht, sogenanntes Homeschooling. Manche wurden nur ein Jahr lang zu Hause unterrichtet, andere praktisch während der gesamten Schulzeit. Viele von den Eltern, manche durch Hauslehrer, einige lernten autodidaktisch.
Die Motive, Kinder zu Hause zu unterrichten, waren und sind vielfältig. Gesundheitliche Gründe, Schulprobleme, Hochbegabung, große Entfernung zur nächsten Schule, Zulassungsverbot – alles ist vertreten. Vor der Einführung der Schulpflicht war Homeschooling bzw. Hausunterricht etwas völlig Normales und eher ein Privileg der bildungsbewussten Familien. Zwischen 1592 und 1835 führten einige Teile Deutschlands die Schulpflicht ein. Doch erst 1919 wurde sie in die Verfassung des Deutschen Reichs geschrieben.
Der Führer und Reichskanzler, Adolf Hitler, und der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, kümmerten sich 1938 um das Reichsschulpflichtgesetz, was sie eigens entwarfen, damit nach dem Krieg das Gesetz gleich übernommen werden konnte. Die Juden haben dem Nazi Rust viel zu verdanken; Tausende jüdische Lehrer und Wissenschaftler verloren ihren Job, emigrierten aus Deutschland meist in die USA und entkamen so dem Holocaust. Etwa ein Dutzend späterer Nobelpreisträger war unter den Emigranten.
Zu den Nobelpreisträgern, die in ihrer Kindheit zu Hause unterrichtet wurden, gehören u.a.:
im Bereich der Literatur
- Theodor Mommsen (Nobelpreis für Literatur 1902, arbeitete als Lehrer)
- Selma Lagerlöf (Nobelpreis für Literatur 1909, ihre Geschichten von Nils Holgersson wurden in Schweden als Schulbücher eingesetzt)
- George Bernard Shaw (Nobelpreis für Literatur 1925, spendete aufgrund seines Ärgers über die englische Orthografie einen Teil seines Vermögens für die Schaffung eines neuen englischen phonetischen Alphabets)
- André Gide (Nobelpreis für Literatur 1947, engagierte sich in einer Organisation zur Betreuung von Flüchtlingen im Ersten Weltkrieg)
- Bertrand Russell (Nobelpreis für Literatur 1950, setzte sich für das Frauenwahlrecht ein)
- Nelly Sachs (Nobelpreis für Literatur 1966, verschenkte ihr Preisgeld an Bedürftige)
- Nadine Gordimer (Nobelpreis für Literatur 1991, kämpfte gegen die Gesetze der Apartheid)
im Bereich der Naturwissenschaften
- Robert Koch (Nobelpreis für Medizin 1905, entdeckte den Erreger der Tuberkulose)
- Wilhelm Wien (Nobelpreis für Physik 1911, erforschte die Gesetzmäßigkeiten der Wärmestrahlung)
- Irène Joliot-Curie (Nobelpreis für Chemie 1935, eine der ersten drei Frauen, die in der französischen Regierung arbeiteten, noch bevor Frauen in Frankreich das Wahlrecht hatten)
- Dorothy Hodgkin (Nobelpreis für Chemie 1964, setzte sich während des kalten Krieges für die Verständigung zwischen Wissenschaftlern in Ost und West ein)
- Richard Feynman (Nobelpreis für Physik 1965, versuchte, Gesetzmäßigkeiten der Physik Laien verständlich zu machen)
- Samuel Chao Chung Ting (Nobelpreis für Physik 1976, entdeckte ein schweres Elementarteilchen)
Privatschule, private oder professionelle Nachhilfe, Fernunterricht, gar ein Internat im Ausland – für die meisten deutschen Eltern ist das alles nur Flickschusterei bei der Begabungsförderung ihrer Kinder. Tausende Familien haben das erkannt und wandern jedes Jahr mit ihren Kindern aus. Nach Österreich, Irland, Belgien. Oder gleich in die USA – denn dort bekommt man als verfolgter Homeschooler mittlerweile Asyl. Das muss man sich einfach mal vorstellen: Eine Demokratie wie Deutschland entlässt ihre Familien ins Exil.
Wenn bildungsbewusste Eltern heute das Wort Homeschooling in den Mund nehmen, bekommen sie zu hören:
- Hausunterricht? Das ist doch in Deutschland verboten!
- Hausunterricht! Wie soll das funktionieren, wenn Eltern ohne pädagogische Ausbildung ihren Kindern etwas beibringen wollen?
- Hausunterricht? Wie sollen die Kinder jemals lernen, später mit anderen zurechtzukommen?
Zumindest früher hat Homeschooling funktioniert und zahlreiche Genies hervorgebracht. In unserer modernen Welt ist diese Form der Bildung und Begabungsförderung aber ebenfalls gut erforscht. Mit zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass zu Hause gebildete Kinder gleich gut oder besser abschneiden als Kinder, die eine staatliche Schule oder sogar eine Privatschule besuchen. Und Kinder, die ihren Unterricht zu Hause erhalten oder autodidaktisch lernen, verfügen über bessere soziale Kompetenzen.
Verboten ist Hausunterricht in Deutschland übrigens auch nicht – im Gegenteil – in allen deutschen Schulgesetzen finden sich separate Paragraphen dafür. Schulschwänzer sind natürlich nicht gleichzusetzen mit Homeschoolern. Die Erstgenannten haben die Lust am Lernen generell verloren, während Letztgenannte besonders wissbegierig sind. Und weil gerade Hochbegabte mit ihrer Neugier und ihren speziellen Interessen oft den Rahmen des Unterrichts (und des Lehrers) sprengen, bietet sich Hausunterricht als individuelle Begabungsförderung geradezu an.
Überall dort, wo Kinder mit Besonderheiten lernen, müssen Lehrer feinfühlig und individuell auf die speziellen Bedürfnisse und Wünsche der Kinder reagieren. Inklusion, Integration – unsere Sprache hat viele Begriffe dafür. ADS, Hochbegabung, geistige Behinderung, Epilepsie, Blindheit, Muskeldystrophie, Dyskalkulie, Migrationshintergrund – sie alle erfordern viel Zeit. Ein Lehrer allein kann das nicht leisten. Und schon gar nicht, wenn 10 Prozent der Kinder einer Klasse Besonderheiten aufweisen.
Der einzige Ausweg wäre ein wesentlich günstigeres Lehrer-Schüler-Verhältnis. Doch die Politik wünscht das Gegenteil: immer größere Klassen. Kein einziger Euro wandert in die Senkung der Klassenstärke, die auch jedem normalen Kind zugute kommen würde. Obwohl Bildungsexperten und Wissenschaftler seit Jahrzehnten genau das fordern. Die Inklusion bei gleichzeitiger Beibehaltung des Unterrichts durch einen Lehrer für 20-30 Schüler sorgt dafür, dass weder die durchschnittlichen Schüler noch die Schüler mit besonderen Bedürfnissen optimal gebildet werden.
Echte Bildungsfreiheit ruht auf drei Säulen. Dazu gehören staatliche Schulen, private Schulen und Hausunterricht. Wo die dritte Säule fehlt, wird das Schulsystem zum einen überfordert und zum anderen werden exzellente Spitzenleistungen verhindert. Das Niveau der Begabungsförderung in Deutschland kann man direkt an der Zahl der deutschen Nobelpreisträger ablesen. Der Wegfall der geistigen Elite hat für jede Gesellschaft dramatische Folgen.
Zum Beispiel Deutschland und die Juden
- Durch den Nationalsozialismus mussten zahlreiche Juden emigrieren. Wer dies versäumte, fiel meist dem Holocaust zum Opfer. Seit der Zeit des Nationalsozialismus hat Deutschland nur noch wenige Nobelpreisträger hervorgebracht. Die meisten Nobelpreisträger der letzten Jahrzehnte stammen aus den USA und sind Juden.
Zum Beispiel Mittelamerika und die Azteken
- Nachdem die Spanier das Aztekenreich erobert hatten, haben sie systematisch alle Adligen, Priester und Gelehrten dieses Volkes umgebracht. Bis heute hat sich Mexiko davon nicht erholt, dass durch die Spanier die geistige Elite eliminiert wurde. Bereits Alexander von Humboldt hatte in seinen Reisebeschreibungen versucht, eine Erklärung für das niedrige geistige Niveau der Mexikaner zu finden.
Aber wenn nun alle Homeschooling machen würden? Familien müssen sich diese Frage besonders oft anhören und darin schwingt vor allem eines mit: Angst. Diese Angst ist völlig unbegründet. Selbst in Ländern, die eine weit entwickelte Homeschooling-Kultur haben, wählen maximal 4 Prozent der Eltern diesen Bildungsweg. Weltweit hat es in den letzten Jahrhunderten nur einen einzigen Fall gegeben, bei dem eine Mutter ihr Erziehungsrecht missbraucht hat. Diese Geschichte kann man übrigens im Buch „Genie ohne Schule“ nachlesen.
Die pauschale Ablehnung des Bildungskonzeptes Hausunterricht beruht im Allgemeinen auf Vorurteilen und auf einer traumatischen Kindheit. Das Video zeigt, wie Vorurteile entstehen. Eine traumatische Kindheit bedeutet, dass die eigenen Eltern die Gefühle des Kindes missachtet haben, dem Kind nicht genug Zeit gewidmet haben, die Bedürfnisse nicht wahrgenommen und befriedigt haben, dass sie vielleicht sogar ihr Kind geschlagen oder misshandelt haben. Wer eine solche Kindheit mit solchen Eltern erlebt hat, für den muss die Schule, egal, wie schlecht sie war, ein Segen gewesen sein. Kinder, die von ihren Eltern unter Leistungsdruck gesetzt wurden, können sich kaum vorstellen, dass Hochbegabte gern und leicht lernen.
Wer als Kind die traurige Erfahrung machen musste, dass die Eltern nicht den notwendigen Schutz und die gewünschte Wärme geben konnten, für den liegt es außerhalb des Vorstellungsvermögens, das Hausunterricht funktionieren könnte. Und dass viele Deutsche eine traumatische Kindheit hatten, liegt ebenfalls auf der Hand. Durch den Krieg sind Kinder von ihren Eltern getrennt worden, ohne den Vater aufgewachsen, wurden tageweise oder wochenweise weggegeben, weil die Eltern arbeiten mussten.
Doch auch Kindern im Hier und Jetzt fehlt es häufig an Zuwendung. Das Gegenteil ist beim Hausunterricht der Fall. Die Eltern wenden sich intensiv ihrem Kind oder ihren Kindern zu. Sie haben es seit der Geburt beobachtet, kennen die Fähigkeiten und Bedürfnisse. Sie wählen intuitiv die richtige Vorgehensweise aus. Beim Hausunterricht, selbst dann, wenn die Eltern nach dem Programm und mit dem Material einer Organisation unterrichten, gehen sie individuell auf ihre Kinder ein. Darin liegt das ganze Geheimnis.
Eltern warten ab, bis ihr Kind eine Aufgabe wirklich verstanden und gelöst hat. Sie lassen es im Gegenzug aber auch nicht länger als nötig mit der nächsten Aufgabe warten. Gerade für Hochbegabte, die häufig sehr asynchron entwickelt sind, ist Hausunterricht eine einzigartige Chance der Begabungsförderung. Eltern können den hohen geistigen Interessen des Kindes gerecht werden und gleichzeitig kuscheln und intensiv die weniger entwickelte Motorik fördern. Homeschooling bietet die einmalige Möglichkeit, für die geistige, körperliche und seelische Entwicklung des Kindes das richtige Maß zu finden. Begabungsförderung funktioniert hier nahezu automatisch.
Als die Menschen aufhörten, ihre Produkte in Daumenbreite, Tagwerk und Quentchen zu messen, einigten sie sich auf Einheiten. Viele dieser neuen internationalen Maßeinheiten sind nach bekannten Forschern und Naturwissenschaftlern benannt. Auch von diesen Persönlichkeiten erhielt ein großer Prozentsatz Hausunterricht.
- André-Marie Ampère, SI-Basiseinheit der elektrischen Stromstärke „Ampere“, SI-Einheit der magnetischen Durchflutung „Ampere“
- Alexander Graham Bell, Hilfsmaßeinheit der akustischen Leistung „Bel“
- Marie Curie, veraltete Einheit der Aktivität eines radioaktiven Stoffes „Curie“
- Michael Faraday, SI-Einheit der elektrischen Kapazität „Farad“, historische Einheit der Ladungsmenge „Faraday“
- Benjamin Franklin, nicht gesetzliche Einheit der elektrischen Ladung „Franklin“
- Carl Friedrich Gauß, veraltetete Einheit der magnetischen Flussdichte „Gauß“
- Louis Harold Gray, SI-Einheit der absorbierten Strahlendosis „Gray“
- Heinrich Hertz, SI-Einheit der Frequenz „Hertz“
- James Prescott Joule, SI-Einheit der Größen Energie, Arbeit und Wärmemenge „Joule“
- William Thomson, 1. Baron Kelvin, SI-Basiseinheit der thermodynamischen Temperatur „Kelvin“
- Ernst Mach, Maß für Geschwindigkeit im Verhältnis zur Schallgeschwindigkeit „Mach-Zahl“
- James Clerk Maxwell, veraltete Einheit des magnetischen Flusses „Maxwell“
- Georg Simon Ohm, SI-Einheit des elektrischen Widerstands „Ohm“
- Hans Christian Ørsted, nicht gesetzliche Einheit der magnetischen Feldstärke „Oersted“
- Blaise Pascal, SI-Einheit des Drucks sowie der mechanischen Spannung „Pascal“
- William John Macquorn Rankine, Einheit der Temperatur „Grad Rankine“
- Werner von Siemens, SI-Einheit des elektrischen Leitwertes „Siemens“
- James Watt, SI-Einheit der Leistung „Watt“
Das richtige Maß lassen viele Behörden im Umgang mit Homeschoolern nicht walten. Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen und weder für einen Schulbesuch noch für Hausunterricht sorgen, bleiben unbehelligt. Eltern dagegen, die ihre Kinder verantwortungsvoll und engagiert zu Hause unterrichten, müssen hohe Bußgelder zahlen, erleben Kontosperrungen, werden inhaftiert, müssen Einbrüche in ihre Wohnungen erdulden, werden in die Psychiatrie eingewiesen, verlieren das Sorgerecht für ihre Kinder (auch für die, welche eine Schule besuchen). Die Kinder werden mit Gewalt von der Polizei in die Schule geschleppt, in die Psychiatrie eingewiesen oder in ihrer weiteren schulischen Laufbahn behindert.
Dabei ist Hausunterricht nicht nur als Begabungsförderung für besonders begabte Kinder geeignet. Gerade auch körperlich oder geistig behinderte Kinder profitieren vom Homeschooling. Ein 8-jähriger mehrfach schwerst behinderter Junge (Grad der Behinderung von 100 %) sollte täglich in eine 120 km entfernte Förderschule für Hörgeschädigte gebracht werden. Der Junge ist nahezu taub, hat eine starke Sehschwäche, Sprachstörungen und eine Entwicklungsverzögerung. Sein Schwerbehindertenausweis verzeichnet deshalb die Merkmale „Notwendigkeit der ständigen Begleitung“, „erhebliche Beeinträchtigung in der Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr“, „Hilflosigkeit“ und „Gehörlosigkeit“.
Eine Schule für alle Behinderungen dieses Jungen gibt es in ganz Deutschland nicht. Es ist also offensichtlich, dass die Schule, die der Junge zwangsweise besuchen sollte, nicht einmal die minimalen Voraussetzungen erfüllt, um eine passende Bildung zu ermöglichen. Hinzu wäre ein Schulweg von täglich 240 km gekommen.
Wie grausam, gefühllos und verroht muss ein Mensch sein, der einem Kind mit einer derartigen Behinderung solch einen täglichen Leidensweg aufzwingt? Wenn dieser Mensch noch dazu in einer Behörde arbeitet und derart über Gesundheit und Leben von Kindern entscheidet, muss man sich fragen, wer diesen Menschen auf diesen Posten gehoben hat. Aber es ist nicht nur ein einzelner Mensch. Obwohl mehrere Professoren und Ärzte in ihren ärztlichen Gutachten ausdrücklich das Homeschooling durch die Eltern für diesen Jungen empfahlen, schalteten sich neben dem Schulamt auch das Jugendamt und das Familiengericht ein.
Doch trotz Diskriminierung und Schikane haben zu Hause gebildete Kinder gute Chancen, eine Schule erfolgreich zu absolvieren. Das Buch „Genie ohne Schule“ stellt zwei dieser Kinder vor. Detailliert wird nicht nur der mehrjährige Hausunterricht geschildert, sondern auch der Übergang ins staatliche Schulsystem. Ob gute Schulleistungen, Sieger bei Wettbewerben oder Engagement in Vereinen – beide Kinder gehen ihren persönlichen Weg. So stellt man sich nachhaltige Begabungsförderung vor.
Insbesondere Alicius, das älteste der drei Kinder, kann auf naturwissenschaftlichem Gebiet zahlreiche Erfolge vorweisen. Die Grundschule hatte bei allem Engagement keine Chance, den Bedürfnissen eines solch hochbegabten Kindes gerecht zu werden. Mit seinem Wissen und seinen Interessen sprengte er den Rahmen. Er erhielt von Anfang an in der Grundschule Einzelunterricht, aber eines Tages eskalierte die Situation. Da nützte auch die außerschulische Begabungsförderung nicht mehr. Nach dem Hausunterricht besuchte er ein Gymnasium. Seine Beschäftigung mit der Informatik und seine Forschungen ließen ihn neue innovative Produkte entwickeln. Mit 15 Jahren meldete er sein erstes Patent an.
Die Welt der Erfinder erreicht ihre Blüte im 19. Jahrhundert. Innovationen stammen vor allem von Erfindern, die in der Mitte und am Ende des 19. Jahrhunderts geboren wurden. Das könnte an der allgemeinen Zunahme des Fortschritts gelegen haben. Folgt man dieser Logik, müsste die Zahl der Erfinder und Erfindungen im 20. Jahrhundert weiter ansteigen. Das tut sie aber nicht. Die Zahl der bedeutenden Erfinder und Ingenieure sinkt sogar fast bis auf das Niveau des 18. Jahrhunderts.
Über die Ursachen mag jeder spekulieren. Vielleicht liegt der Rückgang der Erfindungen sogar an der weltweiten Einführung der Schulpflicht? Die Schulpflicht hat sicher vielen armen Kindern eine grundlegenden Bildung ermöglicht. Die Konzentration auf lernschwache Kinder hat möglicherweise die Begabungsförderung in den Hintergrund gedrängt. Die Unterdrückung des Homeschooling dürfte aber dafür gesorgt haben, dass Kreativität und Innovation abnahmen. Unter den Erfindern, die zu Hause unterrichtet wurden, waren
- Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Infinitesimalrechnung, Rechenmaschine
- Benjamin Franklin (1706-1790), Blitzableiter, Glasharmonika, flexibler Harnkatheter, Schwimmflossen, Bifokalbrille
- Joseph Michel Montgolfier (1740-1810) und Jacques Étienne Montgolfier (1745-1799), Heißluftballon
- Immanuel Nobel (1801-1872), Vater von Alfred Nobel, Schnellfeuergewehr, Seeminen, wasserdichter aufblasbarer Militärrucksack, Drechselbank, Dampfschiff, Zentralheizung
- Werner von Siemens (1816-1892), Zeigertelegraf, Ozonröhre zur Reinigung von Trinkwasser, elektrischer Generator
- Joseph Monier (1823-1906), Stahlbeton, ein Verbundwerkstoff aus den Komponenten Beton und Bewehrungsstahl
- Alfred Nobel (1833-1896), Sohn von Immanuel Nobel, Dynamit, 355 Patente
- Franz Stolze (1836-1910), Gasturbine
- Ferdinand von Zeppelin (1838–1917), Luftschiff
- George Washington Carver (um 1864-1943), Erzeugung von Papier aus einer Nadelholzart, welche nur im Süden der USA gedeiht, Hunderte neuer pflanzlicher Farbstoffe
- Andrei Nikolajewitsch Tupolew (1888-1972), Flugzeug
- Manfred von Ardenne (1907-1997), Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie und ca. 600 Patente
Im 20. Jahrhundert wurde der Einfluss des Hausunterrichts in Deutschland zurückgedrängt. Neben Albert Einstein und Manfred von Ardenne gibt es aber immer noch Deutsche, die zu Hause unterrichtet wurden und dank dieser häuslichen Begabungsförderung später auf verschiedenen Gebieten erfolgreich waren. Zu ihnen gehören:
- Konrad Adenauer (1876-1967), erster deutscher Bundeskanzler, Erfinder mit drei Patenten, Verfahren zur Herstellung eines Schrotbrotes, von innen beleuchtete Stopfkugel, Tülle für Gartengießkannen
- Kurt Tucholsky (1890-1935), deutscher Schriftsteller, warnte vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus
- Max Steenbeck (1904-1981), deutscher Physiker, entwickelte das erste funktionierende Betatron sowie die erste Gaszentrifuge zur Uranisotopentrennung, war am Aufbau der Kernforschung und Kerntechnik in der DDR beteiligt
- Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), deutscher Theologe und Widerstandskämpfer, bezog Stellung gegen die nationalsozialistische Judenverfolgung, engagierte sich gegen den Arierparagraphen
- Anne-Sophie Mutter (1963), deutsche Geigerin, gründete die Anne-Sophie-Mutter-Stiftung
Nach Max Steenbeck wurde das Max-Steenbeck-Gymnasium Cottbus benannt, die einzige deutsche Schule, die diesen Namen trägt. Alicius und Bernicia, deren Hausunterricht im Buch „Genie ohne Schule“ beschrieben wird, besuchen das Max-Steenbeck-Gymnasium. Nur ein Dutzend weiterer Gymnasien mit mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Profilierung und entsprechender Begabungsförderung gibt es in Deutschland. Wo der Ruf nach naturwissenschaftlichen Fachkräften laut wird, das staatliche Schulsystem aber ein Angebot auf hohem Niveau nicht bieten kann, wird es Zeit für neue Wege. Homeschooling – für ein wettbewerbsfähiges und innovatives Deutschland.
Hallo! Wo gibt es das Buch „Genie ohne Schule“? Mein Sohn ist 6 und ihm ist in der Grundschule stinklangweilig… 😉
Hallo Susan,
ich bin noch bei den Verhandlungen mit dem Verlag. In den letzten Monaten gab es familiär so viele Neuigkeiten, so dass meine Buchveröffentlichung etwas in den Hintergrund trat. Hab bitte etwas Geduld.
Alicius begann sein Studium „IT-System Engineering“ am Hasso-Plattner-Institut Potsdam. Er erhielt er den IHP-Forschungspreis, stellte seinen Roboter auf der Expo Science International in Abu Dhabi vor und erhielt einen Preis bei MB21.
Bernicia ist mit ihren 14 Jahren jüngste Autorin des Landes Brandenburg. Sie hat gerade ihr erstes Buch veröffentlicht: „Sara Síth“ (ISBN 9783732283231), eine fantastische Geschichte über Freundschaft, Hoffnung und Selbstvertrauen. Die Geschichte entführt in eine Welt, in der es magische Begabungen und geheimnisvolle Fähigkeiten gibt.
Wenn du magst, kannst du mir mehr über deinen Sohn erzählen. Manchmal findet man auch ohne Hausunterricht gemeinsam mit den Lehrern eine Lösung, die ohne großen zeitlichen und finanziellen Aufwand die Langeweile nimmt.
Viele Grüße
Bianca